Oksana Miroshnichenko-Braun
Lizensierte Gästeführerin in Heidelberg, Mannheim, Schwetzingen, Speyer, Weinheim und Region
Mitglied im Bundesverband der Gästeführer in Deutschland e.V.
Mitglied des Heidelberger Gästeführer e.V.
Lizensierte Übersetzerin und Dolmetscherin: Deutsche, Russische, Ukrainische Sprachen
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Historische Berichte
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28.05.08.14:14
Friedrich I. – Der „Siegreiche“ oder der „Böse Fritz“? Die Schlacht von Seckenheim am 30. Juni 1462
„Wehe dem Land, dessen König ein Kind ist“, war ein Leitspruch im Mittelalter.

Kurfürst Ludwig IV. starb im Jahre 1449, als sein Sohn erst ein Jahr alt war. Aus diesem Grund übernahm dessen Onkel Friedrich I. im Jahre 1451 als Regent die Macht und adoptierte seinen Neffen wenig später. Mit einigen Winkelzügen, darunter sogenannte „Arrogation“, musste der Neffe-Adoptivsohn – später als Kurfürst Philipp der Aufrichtige bekannt - die Vaterschaft des Friedrichs I. anerkennen und damit auch dessen Recht, über die eigene Mündigkeit hinaus bis zu seinem Tode Kurfürst zu bleiben. So konnte er erst im Jahre 1476 nach dem Tode seines Adoptivvaters und Onkels Friedrich I. die Kurfürstenkrone übernehmen.

Zum Schutze Friedrichs I. müssen wir festhalten, dass er kein Despot war, der unbedingt regieren wollte, ohne dazu die Berechtigung zu haben. Sein Ziel war, sein Land gegen den Kaiser und die mächtigen Barone der Nachbarschaft zu verteidigen. Die Mutter des minderjährigen Philipps, Margarete von Savoyen, beanspruchte ebenfalls die Regentschaft der Kurpfalz für sich. In dieser schwierigen Lage fand Friedrich I. eine Lösung: Er adoptierte seinen Neffen und versprach offiziell nicht zu heiraten, um die Rechte seines Neffen zu festigen. Dieses Versprechen brach er allerdings, als er seine langjährige Geliebte Klara Dett heiratete. Aus dieser Ehe kamen zwei Söhne hervor. Die Ehe war allerdings nicht standesgemäß und damit hatten die Kinder keinen Erbanspruch. Ihre Namen sind auch in keinem Stammbaum enthalten.

Aber Margarete von Savoyen, die Mutter von Philipp, benutze diese Lage, ließ nicht locker und suchte nach Verbündeten, die sie im Kaiser und einer Nebenlinie der Familie Kurpfalz-Wittelsbach, Veldenz-Zweibrücken, fand. Die Folge war ein Krieg mit der Entscheidungsschlacht von Seckenheim.

Die Feinde Friedrichs I. kamen von Leimen her, einem kleinen Dorf südlich von Heidelberg, mit 800 berittenen Kriegern, während Friedrich selbst nur über 300 Reiter verfügen konnte. Doch schnell vergrößerte sich diese Zahl seiner Kämpfer durch Landsknechte und Bauernvolk, das ihm aus den Wäldern zu Hilfe eilte. 2000 Mann Fußvolk kamen dabei zusammen. Als Erkennungszeichen steckten sich die Mannen Friedrichs Nusslaub an die Kleidung, während die Gegner Haferbüschel trugen. Das war damals etwas völlig neues und trug dazu bei, dass unnötige Opfer vermieden wurden. Diese Art von Erkennungszeichen wurde später auch von anderen Krieg führenden Herrschern übernommen und entwickelte sich zu den heutigen Emblemen auf den Uniformen. Eine weitere Besonderheit dieser Schlacht war, dass sich die Bevölkerung freiwillig auf die Seite ihres Herrschers schlug. Die einfachen Leute wollten damit zeigen, dass sie mit der Politik von Friedrich I. einverstanden waren.

In dieser Schlacht hatten die Gegner viel weniger Blut vergossen, als zu erwarten war. Die Sonne stand glühend am Himmel und erhitzte die mit Eisen gepanzerten Ritter, was für diese ein großer Nachteil war und das Fußvolk Friedrichs in Vorteil brachte. Als sich dann die pfälzische Fahne mit dem Gold bewehrten und rot gekrönten Löwen und den blau-weißen Rauten entfaltete, sahen die kurpfälzischen Untertanen mit Begeisterung, dass der Kurfürst persönlich seine Truppen führte. Es breitete sich großes Entsetzen unter den Feinden aus: Die bisherigen Erwartungen auf kinderleichten Sieg mit Feldverwüstungen und „fröhlichem“ Bauernjagen schlugen fehl und in tödlichen Ernst um. Um 4 Uhr nachmittags war die Schlacht bereits beendet – zu Gunsten der Kurpfalz.

Friedrich I. war zu „Friedrich dem Siegreichen“ geworden, den seine Gegner den „Bösen Fritz“ nannten. Er regierte von 1451 bis 1476 und war der erste kurpfälzische Herrscher, der eine Politik militärischer Eroberungen führte. Unter seiner Regierung wurde das Territorium der Kurpfalz erheblich vergrößert. Damit stieg das Land bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts zur führenden Region in Südwestdeutschland auf. Dies war natürlich der große Verdienst von Kurfürst Friedrich I. Die Kurpfalz erreichte in seiner Zeit ihre größte territoriale Ausdehnung. Die Abrundung des Territorialbesitzes am unteren Neckar und an der Bergstraße, im rheinhessischen Hügelland und in der Vorderpfalz war die wichtigste Frucht seiner Territorialpolitik.


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Oksana Miroshnichenko-Braun